Bericht
Zerbrochene Familiengeschichten
Neue spanische Stücke beim Dramático Weekend in Madrid
von Thomas Irmer
Assoziationen: Europa Dossier: Neue Dramatik
Erschienen am 4.4.2025

Jedes Jahr im Frühling veranstaltet das Centro Dramático Nacional (CDN) ein Wochenende der neuen Dramatik in seinem Stammhaus, dem Valle-Inclan-Theater. Stipendiat:innen des Förderprogramms stellen sich mit ihren bereits angenommenen Stückprojekten vor, was zu der interessanten Präsentationsform führt, dass sie ein noch nicht geschriebenes Stück einem freilich begrenztem Fachpublikum erzählen. Oder dabei eine Liste von Fragen im Screen zeigen, mit denen sie sich bei der Arbeit beschäftigen wollen. So etwa Elena Mateo Galindo, die ein Stück über den Fall Gisèle Pelicot schreiben und dabei die Spezifik des unglaublichen Verbrechens in die spanische Gesellschaft hinein öffnen will. Das exzellente Förderprogramm ist einzigartig in Spanien und hat bereits wegweisende Stücke wie „Supernormales“ von Esther F. Carrodeguas hervorgebracht (siehe TdZ 5/22). Das Stück behandelt u.a. die Ansprüche von Schwerstbehinderten auf gelebte Sexualität, die Aufführungen sind bis heute immer ausverkauft. Fefa Noia, eine der Direktorinnen des CDN-Programms, betont das große Potential dieser mehrschrittigen Förderung bis zur Aufführungsreife eines Texts, das die Spielpläne in allen Regionen Spaniens schon bereichert habe.
In der Regel werden dann an den beiden Abenden des Dramático-Weekend Inszenierungen früherer Stipendiaten gezeigt, es können aber auch, wie in der 2025er Ausgabe Ende März, CDN-Koproduktionen anderer neuer Stücke sein. „Vulcano“ von Victoria Szpunberg, einer...
Erschienen am 4.4.2025