Eine Gratwanderung wagten die Organisatoren des Heidelberger Stückemarkts dieses Jahr mit dem Gastland Türkei. Schon 2011 hatte es diesen Schwerpunkt gegeben, diesmal fanden die Gastspiele jedoch unter deutlich verschärften Vorzeichen statt. Gegen etliche Theatermacher laufen in der Türkei Ermittlungsverfahren, andere sitzen im Gefängnis. „Ein differenziertes Bild“ wollte Kuratorin Gülhan Kadim von dem Land zeichnen, dessen Szene lebendiger sei denn je. Auch beobachtet die Theaterleiterin aus Istanbul eine verstärkte Vielfalt der Formen. „Zensur hat es bei uns immer gegeben“, sagt sie. Damit wüssten die Künstlerinnen und Künstler umzugehen. Die Vielfältigkeit der Stimmen zeigen die fünf Gastensembles und die Autorinnen und Autoren des Wettbewerbs. Heftig wehrt sich Kadim gegen Vorurteile und Fragen mancher deutscher Kollegen: „Was dürft ihr überhaupt noch spielen?“ Das gehe an der Realität vorbei. Viele Künstler und Intellektuelle trotzen den Repressionen. „Inzwischen sind es allerdings mehr Themen geworden, über die nicht gesprochen werden darf.“ Wie intensiv die politische Wirklichkeit die Stücke und die Projekte durchdringt, skizziert Alican Yücesoy, der Direktor des städtischen Theaters BBT in Istanbul. Gezeigt wurde „I love you Turkey“ der Autorin Ceren Ercan.
In der Performance treffen sich unterschiedliche Menschen in einem Waschsalon. Schmerzlich spüren sie, was es bedeutet, trotz der Widrigkeiten in der Türkei zu...