Magazin
Listige Renaissancen
Ein Nachruf auf die Kostümbildnerin Christine Stromberg
von Sewan Latchinian
Erschienen in: Theater der Zeit: Zwillingsbruder eines Bürgerkriegs – Wajdi Mouawad und der Libanon (09/2020)
Am 17. Juni dieses Jahres starb die Kostümbildnerin Christine Stromberg nach kurzer schwerer Krankheit. Die letzten Lebensjahre und allerletzten Daseinsaugenblicke verbrachte sie im Haus der Familie ihres Sohnes.
Geboren wurde sie 1928 in Bydgoszcz, dem damaligen Bromberg, als zweites von vier Kindern des theaterbegeisterten Studienrates Kurt Skonietzki und seiner Ehefrau Johanna.
Mit Christine Stromberg ist eine der ganz Großen ihres Faches von uns gegangen. Und sie hat ihrerseits mit den ganz Großen der Theaterwelt zusammengearbeitet: mit Bertolt Brecht und Helene Weigel, mit Dmitri Schostakowitsch und Paul Dessau, mit Wolfgang und Thomas Langhoff, mit Heiner Müller und Ulrich Mühe.
Der Filmstar Anthony Hopkins wollte sie 1986 am Londoner National Theatre, wo er „King Lear“ spielen sollte, unbedingt als Kostümbildnerin, nachdem er bei einer Vorstellung in Ost-Berlin ihre Kostüme gesehen hatte. Da Christine Stromberg seit 1963 Direktorin der Kostümwerkstätten aller Berliner Staatstheater der DDR und als solche Inhaberin eines Reisepasses war, mit dessen Hilfe sie in West-Berlin immer wieder die schöneren und besseren Stoffe besorgte, gestatteten ihr die zuständigen Organe dies.
Ende des Zweiten Weltkriegs war Christine Stromberg mit ihrer Familie in einem Flüchtlingstreck nach Weimar gelangt und hatte dort eine Buch- und Kunsthandelslehre begonnen. Zu Ende brachte sie sie – wie...