Auftritt
Staatstheater Kassel: Die Pommes lügen nicht
„Gelbes Gold“ von Fabienne Dür (UA) –Regie Tobias Schilling, Bühne und Kostüme Sibylle Pfeiffer
Assoziationen: Theaterkritiken Hessen Staatstheater Kassel
Erschienen am 29.12.2022

Da gibt es Sätze, die sind von unendlicher Traurigkeit. „Alles hier stirbt“, sagt Juli. „Und wenn ich bleibe, sterbe ich einfach mit.“ Und da gibt es Sätze, die bei aller Tristesse einfach nur unsterblich komisch sind. „Traurige, betrunkene Männer oben ohne bei elf Grad“, fasst Ana zusammen, nachdem sie mit ihrem Vater im Fußballstadion war. Eine Definition für die Ewigkeit.
„Gelbes Gold“ ist der Bühnenerstling der jungen Berliner Autorin Fabienne Dür, Jahrgang 1993, und ein Stück von beeindruckender Klarheit und Prägnanz. Der Hundertminüter, eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2021 und jetzt am Kasseler Staatstheater uraufgeführt, erzählt vom Festsitzen. Vom Festsitzen in der Provinz und in der sozialen Klasse. In Lebenslügen und Träumen, die hartnäckig scheitern. In Übergangslösungen, die Jahre dauern und, ehrlich betrachtet, weder Übergang noch Lösung sind. Und doch ist da immer dieses kleine Lächeln, wie es sich manchmal, unmerklich fast, auch auf Anas graues Gesicht stiehlt.
Ana und Juli sind Freundinnen oder waren es einmal, so genau weiß man das nicht. Ana ist nach dem Abitur in die große Stadt gezogen, so weit weg wie möglich von der Kleinstadt, den Plattenbauten, der väterlichen Pommesbude. Jetzt kommt sie zurück, geflüchtet vor der letzten Prüfung ihres Studiums, vertrieben von der Angst,...
Erschienen am 29.12.2022