Wer aus Jena kommt, der kennt die Wartburg. Jene rustikale Eckkneipe im sogenannten Damenviertel, die von ihren Betreibern Rolf und Doris bis zu ihrem Besitzerwechsel 2019 über zwanzig Jahre hinweg hingebungsvoll geführt wurde. Zuvor funktionierte die Wartburg in den sechziger bis achtziger Jahren wie so viele Kneipen zu dieser Zeit als rustikales und günstiges Speiselokal der Preisstufe eins, der niedrigsten Preiskategorie der DDR. Für den vom Tage geplagten Arbeiter ein dankbares Angebot: Warum allein zu Hause kochen? Auch bei Rolf und Doris gab es bis zuletzt deftige Speisen für den kleinen Geldbeutel.
Heute, ein Jahr nach Schließung des Lokals, trifft sich das Ensemble von Wunderbaum – dem Leitungskollektiv des Theaterhauses Jena – auf der Hauptbühne im täuschungsechten Nachbau der Wartburg. Noch einmal über die guten alten Zeiten, die Ängste der Gegenwart und die Hoffnungen von morgen resümieren. Noch ein Bierchen und ein Schnaps, bevor endgültig Feierabend ist. Das Kneipeninterieur, das eigens für die Produktion in der Kneipe ab- und im Theater wieder aufgebaut wurde, lässt so manches Herz der im Publikum anwesenden Stammgäste höherschlagen. Dennoch bleiben auch die skeptischen Blicke nicht aus: Die Vergangenheit kann man eben nicht so einfach wieder aufleben lassen. Oder etwa doch?
Kneipier Rolf (hervorragend: Elisa...