Theater der Zeit

Gespräch

Ein Theater für alle

Elisabeth Kohlhaas, Vorsitzende der Fördergesellschaft Theater der Jungen Welt e. V., befragt von Maren Jütz

von Maren Jütz und Elisabeth Kohlhaas

Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)

Assoziationen: Praxiswissen

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Mit welchen Zielen und wann wurde die Fördergesellschaft gegründet?

Elisabeth Kohlhaas: Die Fördergesellschaft feiert gerade ihr 25-jähriges Bestehen! Wir begehen also gemeinsam mit dem Theater der Jungen Welt eine Jubiläumsspielzeit. Gegründet wurde der Verein im Jahr 1991. Das TdJW war damals in einer schwierigen Lage: Seine Spielstätte, der Weiße Saal in der Kongreßhalle am Zoo, war 1989 abgebrannt. Seitdem kam das Theater nur provisorisch an anderen Orten unter. Und die Diskussion, wo es seine neue Heimat finden sollte, zog sich endlos hin. Zudem wurden die Leipziger Theater umstrukturiert. In dieser Situation fanden sich Leipziger Bürgerinnen und Bürger als Fördergesellschaft Theater der Jungen Welt e. V. zusammen, um für den Fortbestand des TdJW als eigenständiges Theater zu kämpfen.

Warum benötigt das TdJW eine Fördergesellschaft?

Elisabeth Kohlhaas: Damals, bei der Gründung des Vereins, ging es ernsthaft um die Existenz des Hauses. Auch danach tauchte in den kulturpolitischen Diskussionen um die Leipziger Theaterlandschaft immer wieder die Frage auf, ob das TdJW als ein eigenes Haus weiterbestehen könne. Oder ob es aus Spargründen als Anhängsel beispielsweise an das Schauspiel angegliedert werden solle. In diesen Diskussionen ist es wichtig, dass die Förder­gesellschaft als eine hörbare Stimme in der Kulturpolitik für die Eigenständigkeit des TdJW eintritt. Insgesamt ist das Theater heute aber so erfolgreich, dass seine Eigenständigkeit nicht mehr in Frage gestellt werden kann. Deshalb hat die Fördergesellschaft nun vorrangig andere Aufgaben und Ziele.

Welche Projekte unterstützt die Fördergesellschaft am TdJW?

Elisabeth Kohlhaas: Besonders wichtig ist uns ein soziales Anliegen: Wir fördern Theaterbesuche von Kindern, Jugendlichen und Familien, die ohne unser Mitwirken den Weg ins Theater nicht gehen könnten. Sei es aus finanziellen Gründen, weil in etlichen Fällen das Budget nicht ausreicht. Oft ist aber für einen Theaterbesuch nicht das Geld ausschlaggebend, sondern die fehlende Idee. Wir geben diesen Impuls, die Hemmschwelle zum Theater zu überwinden. Auf diese Weise wollen wir die kulturelle Teilhabe von benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Familien fördern. Darüber hinaus unterstützen wir einzelne Aktivitäten des TdJW, beispielsweise den Familiensonntag.

Gibt es bestimmte Schwerpunkte bei der Auswahl der zu unterstützenden Theaterprojekte?

Elisabeth Kohlhaas: Wir setzen unsere Mittel so ein, dass sie dem TdJW eine sinnvolle Unterstützung bedeuten. Ein besonderer Schwerpunkt ist das Theaterforschungslabor. Wir ermöglichen es jedes Jahr, dass Kinder aus finanziell knappen Familien fünf spannende Tage im TdJW erleben können. Insgesamt geht es uns darum, Theateraktivitäten bei Kindern und Jugendlichen anzuregen, auf das Kinder- und Jugendtheater aufmerksam zu machen und dem Theater kulturpolitische Rückendeckung zu geben.

Warum wird man Mitglied der Fördergesellschaft?

Elisabeth Kohlhaas: Unsere Mitglieder sind Freunde, Förderer und Fans des TdJW. Sie wollen das Theater ideell unterstützen, damit es eine starke Lobby hat. Gleichzeitig freuen sie sich, das Theater auch finanziell zu fördern. Viele Mitglieder sind dem TdJW tief verbunden. Sie haben selbst als Kinder und Jugendliche wunderbare Theatermomente im TdJW erlebt und gehen heute mit ihren Kindern oder Enkeln in die Vorstellungen. Das Theater der Jungen Welt begleitet viele unserer Mitglieder schon seit Jahrzehnten – und umgekehrt: Sie begleiten auch das TdJW.

Welches ist das schönste Erlebnis im TdJW?

Elisabeth Kohlhaas: Deren gibt es viele und sie sind für jeden Einzelnen sicherlich unterschiedlich! Ich persönlich freue mich immer, wenn ich erlebe, wie begeistert und selbstverständlich die Kinder mit dem Bühnengeschehen mitgehen. Toll ist auch, dass das TdJW für alle Generationen da ist. »Die Grönholm-Methode« für Jugendliche und Erwachsene beispielsweise habe ich als eine mitreißende Inszenierung über die Tiefen von Selbstdarstellung und Konkurrenz wahrgenommen.

»70 Jahre Zukunft« heißt der Titel des Buches – welche Zukunftsvisionen hat die Fördergesellschaft für die gemeinsame Arbeit mit dem TdJW?

Elisabeth Kohlhaas: Das TdJW ist immer am Puls der Zeit, es greift aktuelle Fragen auf und ist in ständigem Wandel begriffen. Und wir als Fördergesellschaft sind es auch. Das TdJW altert nicht – und die Fördergesellschaft begleitet es mit Freuden auf seinem Weg, der nie langweilig ist.

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