Künstlerporträts
Groteske Weltbilder
Die Assoziations- und Bilderwelten des Autor-Regisseurs Jan Mikulášek
von Kamila Černá
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Tschechien (09/2018)
Sein unverwechselbarer Stil: das Inszenieren mit prägnanten Mitteln der bildenden Kunst, eine außergewöhnliche Bühnenmetaphorik und der suggestive Rhythmus der Aufführungen – das charakterisiert die Arbeiten von Jan Mikulášek, einem der bemerkenswertesten tschechischen Regisseure des letzten Jahrzehnts. Mikulášek beeindruckte bereits früh mit Regiearbeiten am Petr-Bezruč-Theater in Ostrava, mit „Eugen Onegin“, „Drei Schwestern“, „Die Wildente“ oder „Sturmhöhe“. Am wesentlichsten für seine künstlerische Laufbahn war aber sein Wirken im Divadlo Reduta, einer der Spielstätten des Nationaltheaters Brünn, von 2010 bis 2013. Gemeinsam mit der Dramaturgin Dora Viceníková richtete er hier sein Augenmerk auf Dramatisierungen und Adaptionen theaterfremder Texte; ihre Inszenierungen „Korrespondenz V + W“ (Korespondence V + W), basierend auf den Leben der beiden Schauspieler, Theatermacher und Autoren Jiří/George Voskovec und Jan Werich, „Europeana“ nach dem gleichnamigen Buch von Patrik Ouředník, „Die goldenen Sechziger“ (Zlatá šedesátá) und „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ (Nenápadný půvab buržoazie) bekamen viele Preise und gehörten zum Besten, was seinerzeit im tschechischen Theater zu sehen war. Als 2013 das Trio Jan Mikulášek, Dora Viceníková und Petr Štědroň (bis dahin Chef der Reduta) die Leitung des Prager Divadlo Na zábradlí (Theater am Geländer) übernahm, zogen diese Inszenierungen mit nach Prag um – und es folgten weitere, die auf dieser spezifischen...