Dramaturgie heißt Handlung
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Assoziationen: Dramaturgie
Man muss bei den Spielern für dieses Handeln um ein tiefes Verständnis werben. Nicht nur durch eine Begriffsklärung, sondern durch ein sinnliches Begreifen. Das Wesen des Handelns muss nicht nur erkannt werden, sondern im praktischen Tun zur Verfügung stehen. Es muss methodisch werden, nicht theoretisch bleiben. Ausgeübt werden.
In einem Kitschgedicht heißt es ungefähr: „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtschein her.“ Dieser banale Hoffnungsspruch, der in unzähligen Wohnstuben herumhing, verspricht ein Ereignis, eine Veränderung. Er sagt: So wie es ist, bleibt es nicht. Aus einem Zustand muss man sich heraushandeln. Diese Erkenntnis ist mehr als ein Spruch fürs Poesiealbum. Sie bewegt das menschliche Leben im Allgemeinen und die szenische Arbeit im Besonderen.
Wohin mich das Handeln führt:
1) Zu einer Haltung.
Die Haltung entsteht aus einer Summe von Handlungen.
Beispiel: Ein kaputter Typ! Viele konkrete kaputtmachende Handlungen und zerstörende Ereignisse in verletzenden Situationen haben dazu geführt.
2) Zu einem Konflikt.
Der Konflikt ist die Konfrontation unterschiedlicher Handlungsabsichten. Ein Konflikt ist nie zuständlich. Konflikte verlangen nach einem Handeln, drängen nach Lösungen. Situationen fordern auf zum Handeln, aber Konflikte zwingen dazu. Lösungen sind natürlich auch Handlungen.
3) Zu Ausdrucksmitteln.
Wie entsteht Sprache und was entsteht...