Theater der Zeit

Diskurs

Schreibpraktiken des Figurentheaters in Westeuropa

Die internationale Konferenz „Portrait du Marionnettiste en Auteur“ in Montpellier

Das Forschungsprojekt „PuppetPlays“ der Universität in Montpellier unter der Leitung von Didier Plassard widmet sich der Literatur von Theatertexten für das Figurentheater. Ein gewaltiges Unternehmen, unterstützt durch die Europäische Union. Die erste Konferenz richtete den Fokus 2021 auf Theaterliteratur von Autor*innen, die zweite widmete sich nun Stücken, die von Theatermacher*innen entwickelt wurden: Traditionelle und mündlich überlieferte Spieltexte, Variationen und Adaptionen sowie Gemeinschaftsarbeiten, die im Probenprozess entstanden.

von Frank Soehnle

Erschienen in: double 48: Gegen den Lauf der Dinge – Utopische Weltentwürfe im Figurentheater (11/2023)

Assoziationen: Dramatik Puppen-, Figuren- & Objekttheater Europa

Florence Thérond, Carole Guidicelli, Lars Rebehn und Francesca Di Fazio bei der PuppetPlays Konferenz.
Florence Thérond, Carole Guidicelli, Lars Rebehn und Francesca Di Fazio bei der PuppetPlays Konferenz.Foto: © PuppetPlays

Wann werden Texte ausgewählt und aus welchem Grund? Was bedeutet das für die Wahl der Mittel und die Besetzung? Wie werden die Stücke notiert? Was bleibt, wenn sie nicht mehr gespielt werden und wie könnten Institutionen wie Hochschulen bei der Bewahrung und Bewertung dieses Theatererbes beteiligt sein?

Vom 23. bis 25. Mai 2023 begleitete dieser Fragenkatalog die 45 Vorträge, Künstler*innengespräche und Diskussionen zwischen Theaterschaffenden und Wissenschaftler*innen. Nun hat Text im Theater mit Dingen, Puppen, Figuren und Materialien eine so vielfältige Bedeutung und wird in so verschiedenen Formen und Qualitäten eingesetzt, dass eine Zusammenfassung schwerfällt. Das spiegelte auch die Mischung aus wissenschaftlichen Beiträgen und Arbeitsberichten verschiedener Theater, von denen nachfolgend nur einige kurz vorgestellt werden können, und machte den Marathon aus Worten spannend und inspirierend für beide Seiten.

Didier Plassard konzentrierte in seiner Keynote die Fragestellung und den Stand der Dinge des „PuppetPlays“ Projekts. Ein Theatertext sei ein klassisches Festhalten von „linguistischer Realität und kristallisierter Sprache“. Das direkte Weitergeben von Stücken und Abläufen über Generationen von Puppenspieler*innen habe ein Festhalten jedoch oft nicht nötig gemacht. Die bisherigen Textsammlungen seien somit „eher Flugsand als Felsen“. Könne man sagen, dass es kaum Literatur für Figurentheater gibt und dadurch die Ausführenden automatisch zu Autor*innen...

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