Susanne Kogler: Ich möchte die Diskussion mit einer Runde am Podium eröffnen und Matthias Rebstock dazu einladen, auf die Impulsvorträge zu reagieren.
Matthias Rebstock: Das ist natürlich kein ganz einfaches Unterfangen, jetzt auf drei Vorträge zu reagieren. Zuerst vielleicht zwei Bemerkungen: Das erste, was Sie sagten, Frau Fischer-Lichte, dass Sie den Regisseuren keine Vorschriften machen wollen, wie sie erreichen, dass Oper zeitgenössisch erfahren werden kann, das ist einerseits natürlich richtig und auch gut so. Andererseits gibt es wahrscheinlich keinen Regisseur, der Ihre Bücher nicht liest oder der nicht Postdramatisches Theatervon Lehmann gelesen hätte. Diese Bücher werden zum Teil fast wie Bibeln behandelt. Bei manchen Inszenierungen hat man das Gefühl, es wird ein Häkchen gemacht: Jetzt habe ich das richtig gemacht, jetzt habe ich jenes richtig gemacht. Alles wird regelrecht durchgearbeitet, ob das auf Missverständnissen basiert oder nicht. Ich will hiermit andeuten: Das Verhältnis zwischen der Wissenschaft und den Darstellenden Künsten, wie unser Thema hier heißt, ist sehr eng geworden. Es gibt einen enormen Theoriehunger unter den Regisseuren. Ob das alles wissenschaftliche Lektüre ist, ist nicht der Punkt, sondern dass es offensichtlich so etwas wie ein Absicherungsbedürfnis gibt, ein Bedürfnis, sich an intellektuellen Institutionen, an Autoritäten, festzumachen. Da ist der...