Wie ein Leuchtzeichen aus einer anderen Welt taucht K. im kühlen Mondlicht auf. Mit keinem größeren Kontrast könnte er sich mit seinem neongelben Schutzanzug von den grauen brutalistischen Gebäuden in seinem Rücken abheben. Wie der letzte Überlebende eines Atomschlags keucht er allein in seine Atemmaske, bis sich endlich Leben regt und das Dorf den Fremden in eine ihrer Kammern zieht. Die Geschichte des Landvermessers K., der sich über die nächsten Stunden im Regelwerk dieser Stadt und ihrer Verwaltung verirrt, wird in der Inszenierung des russischen Regisseurs Maxim Didenko zum Denkstück über Exil und Opportunismus. Bereits vor vier Jahren war die Bearbeitung des Fragment gebliebenen Romans „Das Schloss“ von Franz Kafka geplant. Erst musste das Staatsschauspiel Dresden die Produktion wegen Corona verschieben, dann noch einmal aufgrund des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, in dessen Folge Didenko nach Berlin immigrierte.
In ein Dorf bestellt, um als Landvermesser zu arbeiten, wird K. nie vom als Schloss verklärten bürokratischen Ungetüm, das alle Regungen vor Ort verwaltet, eine Arbeitserlaubnis erhalten. Das atmosphärische Bühnenbild von Andreas Auerbach und die Kostüme, gestaltet von Galya Solodovnikova, situiert die Geschichte im (post-)sowjetischen Russland. Graue Behausungen aus übereinander gestapelten Würfeln, die auf der Drehbühne mal ihre Fassade, mal ihr Inneres...
Erschienen am 8.5.2024
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