Wie sich das wohl verträgt, das testosteronhaltige Schiller’sche Frühwerk „Die Räuber“ und der kraftstrotzende Regisseur Milan Peschel? Bestens – insofern, als die Fallstricke des Stücks allesamt umschifft werden, weil Peschel sich in seiner ironiegeladenen Inszenierung für die Handlung des Dramas genauso wenig interessiert wie für den Marbacher Nationaldichter selbst, wenngleich er ihm eine Rolle in das Stück schreibt. Peschel, ganz und gar Veteran der Berliner Volksbühne, hat als Schauspieler von Frank Castorf gelernt. Und nun trägt er etwas rebellischen Geist aus den neunziger und nuller Jahren, Dramendekonstruktion und Würstchenwürfe (ohne Kartoffelsalat) inklusive, in die Welt. Zum Beispiel ans Anhaltische Theater Dessau.
Hier lässt er Räuber Roller, gespielt von Sebastian Graf, den Anfang machen. Die Bühne ist mit einem schwarz-weiß-roten (Piraten-)Segel verhangen, eine halbhohe Wand davor in Schwarz. Da kommt Roller, nur mit einer Gitarre bewaffnet, und singt so schön und gefühlvoll Wolf Biermanns „Ermutigung“, dass es fast schmerzt. „Die allzu spitz sind, stechen / Und brechen ab sogleich“. Da ist man nicht unglücklich, als ihn Karl Moor, den Niklas Herzberg gibt, gewaltsam zum Aufhören zwingt.
Überhaupt geht es musikalisch-assoziativ zu bei dieser Inszenierung. Das elfköpfige Ensemble hat sichtlich Freude beim Parcours durch Sturm und Drang. Nicole Widera spielt durchaus eindrucksvoll...