Zunächst möchte ich dem intellektuellen Hintergrund, dem Sebastian Martins Bühnenadaption von Martin Scorseses „Taxi Driver“ unterliegt, einen Ort bieten: „Das Jenaer Theaterhaus“, so heißt es im Ankündigungstext, „stellt sich in der Inszenierung, 40 Jahre nach der Filmpremiere, die Fragen: Wie allein ist der vermeintliche Einzelgänger wirklich, wenn die Werte, auf die er sich beruft, jedem Bürger einer parlamentarischen Demokratie zur Ehre gereichen? Wieviel Travis steckt im Wutbürger des Jahres 2016? Wieviel Mobilisierungspotenzial schwelt in unserer Gesellschaft? Was geht in den Köpfen all jener vor, die ‚ihre‘ Werte in Gefahr sehen? Die das Recht selbst in die Hand nehmen wollen, weil es vermeintlich niemand tut?“ Für sie ist der Rechtsstaat jedenfalls nicht mehr die zuverlässige Instanz, die dem „bösen Treiben“ ein Ende setzt.
Damit ist der Themenbogen gezeichnet: die Radikalisierung eines einzelnen Individuums als Reaktion auf eine unübersichtliche Gesellschaft, die ihm Angst macht. Das Intro der Inszenierung kommt erst einmal banal herüber. Die vier Schauspieler repetieren die Routen in der Stadt Jena. Straßen werden in Windeseile abgefragt. Das Wissen um das Straßennetz ist Bedingung für die Erteilung eines Taxischeins. Doch schnell kommt die Inszenierung in Rage. Ratternd werden Texte von Schwerverbrechern, wie die des Norwegers Anders Breivik, ins Bewusstsein gerufen (Textfassung...