Inzwischen ist Naser Ghiasi wieder im Iran. Nach 33 in Berlin verbrachten Jahren hat der sympathische weißhaarige Herr sich entschlossen, in seine alte Heimat zurückzukehren – am Tag der Premiere seiner „Taxigeschichten“ am Theater Oberhausen waren die Koffer schon gepackt. Fast die Hälfte der Berlinzeit, 14 Jahre, hat Ghiasi mit Taxifahren verbracht, er hat darüber einen Blog verfasst, auf dem wiederum der Theaterabend von Amir Reza Koohestani basiert. Ghiasi hat unter anderem auch Franz Kafka ins Persische übersetzt.
Kann man sich Kafka im Taxi vorstellen? Durchaus. Weniger als Chauffeur vielleicht, eher als einen überaus höflichen Fahrgast, der beim Aussteigen seinen Koffer vergisst, was ihm später die Gelegenheit verschafft, mit dem „Heizer“, also dem Chauffeur, eine ausgiebige Unterhaltung zu führen. In Kafkas Romanfragment „Amerika“ ist Karl Roßmanns Gespräch mit dem Heizer so etwas wie die Initiationspassage in die neue Welt.
Auch Naser Ghiasi, der in den Taxigeschichten unter seinem eigenen Vornamen auftritt, und viele seiner Fahrgäste erleben das Berlin der 1980er und 90er Jahre als eine neue Welt, denn sie sind Migranten: ob es sich um die polnische Prostituierte handelt, die sich in einen Kunden, einen vermeintlichen Unidozenten, verliebt hat und ihm nun verzweifelt nachstellt, um die Mazedonierin, die eigentlich nur...