Theater der Zeit

Krieg und Frieden

Altenburg um das Jahr 1871

von Roland Krischke

Erschienen in: 150 Jahre Theater Altenburg (04/2021)

Als am 16. April 1871 das Herzogliche Hoftheater in Altenburg mit Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz eröffnet wurde, war das ein großer Tag für die kulturbegeisterten Bürger der Residenzstadt. Für die politisch Interessierten war es der Tag, an dem die neue, zwei Tage zuvor mit überwältigender Mehrheit im Reichstag verabschiedete Verfassung des Deutschen Kaiserreichs in Kraft trat. Das Deutsche Reich war ein Bundesstaat aus 22 Fürstentümern und drei freien Hansestädten. Das höchste Organ war der Bundesrat, der insgesamt 58 Mitglieder hatte. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg entsandte wie Sachsen-Weimar, Hamburg oder Schaumburg-Lippe einen einzigen Vertreter, Preußen konnte hingegen mit 17 Stimmen fast nach Belieben schalten und walten.

Am 16. April 1871 war es gerade fünf Wochen her, dass Ernst I. von Sachsen-Altenburg nach achtmonatiger Abwesenheit am 9. März als einer der gefeierten Sieger über Frankreich in seine Residenz zurückgekehrt war. Die Ankunft des Herzogs geriet zu einem Triumphzug, der zeitgemäß mit vaterländischem Pathos beschrieben wurde: „Die Bewohner aber, die zu Tausenden in den Straßen sich aufgestellt hatten, empfingen mit Jubel- und Hurrarufen den hohen Herrn und bezeigten ihre Freude über die glückliche Heimkehr des Landesherrn dadurch, daß sie am Abend einen imposanten Fackelzug veranstalteten.“1

Der damals 44-jährige, seit 1853 amtierende...

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