Magazin
Fibel für Führungskräfte
Georg Mittendrein: Der Theaterintendant Verlag Der Apfel, Wien 2021, 146 Seiten, 22,50 Euro
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Frank Castorf – „Wallenstein“ in Dresden (06/2022)
Assoziationen: Buchrezensionen
Ein Ratgeber, wie man Intendant wird und es dann möglichst lange bleibt, hat bislang gefehlt in der Theaterliteratur. Tatsächlich ist diese wichtige Position im hiesigen Theatersystem kein Ausbildungsfach, und die Berufsbezeichnung stammt ursprünglich aus der Militärverwaltung, woher gewissermaßen der Laufbahncharakter einer solchen Endposition rühren könnte. Lange wurden hierzulande führende Regisseure Intendanten, mitunter auch Schauspieler, in den letzten Jahrzehnten vermehrt Dramaturg:innen und in einigen Fällen Leute, die man vorher als Kulturmanager bezeichnet hat. Neuestes Phänomen sind die Team-Intendanzen, bei denen kleinere Kollektive sich die Führungsarbeit teilen. Letzteres will unter anderem dem Eindruck entgegentreten, der Intendant (männlich) sei so etwas wie ein Relikt aus dem Feudalsystem in einer anderweitig höher entwickelten Gesellschaft.
Der Wiener Georg Mittendrein wurde nach vielen Jahren in der Off-Szene seiner Heimatstadt 1991 Intendant des Landestheaters Altenburg, danach im italienischen Bozen, anschließend leitete er ab 2001 das komplexe Fusions- und Mehrspartengebilde in den sächsischen Städten Plauen und Zwickau. Er kennt sich also aus mit Stadttheatern mittlerer Größe, mit ihren Bedingungen zwischen Lokalpolitik, möglichst alle ansprechender Spielplangestaltung bei oft wechselnden Ensemblezusammensetzungen oder der Macht eines Orchesters und den Fallstricken, die ein selbstbewusster Betriebsrat auslegen kann.
Mittendrein führt das alles in insgesamt 24 Paragrafen gegliedert mit feiner österreichischer Ironie aus, bis...