„Der Mensch“, das war für Ödipus des Rätsels Lösung. Mit dieser Antwort konnte er die Sphinx bezwingen und Theben von ihrer Schreckensherrschaft befreien. Sie hat ihn zum König der Stadt und zum Gatten seiner eigenen Mutter gemacht. Damit war sie es aber auch, die neues Unglück und den Fluch der Götter über ihn und ganz Theben gebracht hat.
So hat Sophokles in einer Ära, in der noch der Glaube an die Götter wie an das Schicksal mächtig war, das Doppelgesicht des Menschen beschworen. Auf der einen Seite kann er dank seiner Fähigkeiten zum Retter werden. Auf der anderen sind es eben diese Fähigkeiten, die ihn zum Zerstörer und Vernichter werden lassen. An diese tragische Ambivalenz erinnert Alexander Eisenach mit „Anthropos, Tyrann (Ödipus)“.
Allerdings ist „der Mensch“ in Eisenachs Versuch, den gerade stattfindenden Untergang der Welt mit den Mitteln des Theaters und der Wissenschaft zu beschreiben und vielleicht doch noch aufzuhalten, nicht mehr die Lösung des Rätsels. Die Antwort, die Ödipus’ zahllose Erben, Denker wie Herrscher, Wissenschaftler wie Geschäftemacher, immer wieder auf alle Fragen gegeben haben, ist die Wurzel aller Übel der modernen Welt. Im Zeitalter des Anthropozäns ist die Aufforderung an den Menschen, sich die Erde untertan zu machen, Fakt...