Magazin
Holt den Narren zurück!
Zum Tod von George Froscher, Leiter des Freien Theaters München
von Petra Hallmayer
Erschienen in: Theater der Zeit: Am Nullpunkt – Alain Badiou, Philippe Quesne, Joël Pommerat, Du Zieu (01/2016)
„Denkmaschine Joggen“ nannte er eines seiner späten Projekte, in dem zwei Männer in einem schweißtreibenden Lauf die manipulativen Verführungen einer konsumsüchtigen Gesellschaft vorführten. Bis zuletzt hat George Froscher seine Vision einer Seh- und Denkkonventionen sprengenden Bühnensprache mit ungeheurer Energie und Konsequenz verfolgt. Lange galt der 1927 in Berlin geborene Schauspieler, Tänzer, Choreograf und Regisseur als einer der wichtigsten Theatermacher der Off-Szene, die er nie bloß als künstlerische Zwischenstation betrachtete. Als er sich vom Stadttheaterbetrieb verabschiedete und 1970 sein Freies Theater München (FTM) gründete, war das für ihn eine Lebensentscheidung.
Im Gegensatz zu „so vielen Produktionen der freien Szene“, erklärte der Kritiker Michael Merschmeier nach einer Aufführung von „Macbeth“, waren die Performances des FTM gekennzeichnet durch „Präzision, Präsenz und Prägnanz der Form, Lust an Handwerk und Genauigkeit“. Froscher hatte die Folkwangschule besucht, war als Tänzer bei Kurt Joos und Jean-Louis Barrault in Paris aufgetreten und hatte als Choreograf an Stadttheatern gearbeitet, ehe er für drei Jahre nach New York ging, wo er Unterricht bei Martha Graham nahm und maßgebliche Impulse für seine Theatersprache fand. Er entwickelte ein Trainingsprogramm für Performer, das er mit dem FTM perfektionierte, zu dessen zentralem Akteur sein Lebenspartner Kurt Bildstein wurde. Froschers Interpretationen von Lenz, Handke und...