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Depot für widerständige Kunst
Der Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim – ein Zentrum für zeitgenössisches Theater, Performance und Tanz – feiert sein 25-jähriges Bestehen
von Lisa Kerlin
Erschienen in: Theater der Zeit: Bye, Bye, Europe (02/2019)

In Mülheim an der Ruhr, gelegen im Zentrum des Ruhrgebiets, eingekesselt von Duisburg im Westen, Oberhausen im Norden und Essen im Osten, liegt eines der wichtigsten Produktionszentren für das freie Theater in Nordrhein- Westfalen: der legendäre Ringlokschuppen Ruhr – Partymeile, Veranstaltungshaus, Talentschmiede, Zentrum für widerständige Kunst – der nun 25 Jahre alt geworden ist. Einen beherzten Fußmarsch vom Stadtzentrum entfernt, etwas versteckt in einem malerischen Stadtpark, durch den hin und wieder von einer nahegelegenen Fabrik der Duft von frischem Waffelteig weht, liegt das unter Denkmalschutz stehende bogenförmige Gebäude, das um die vorletzte Jahrhundertwende als Depot für Dampflokomotiven erbaut wurde.
Seit einem Vierteljahrhundert ist der Ringlokschuppen Ruhr nun ein Ort für Theater und Tanz, Kultur und Begegnung. Er bietet Künstlerinnen und Künstlern ein Forum und einen Produktionsort. Wie wichtig der liebevoll auch Schuppen genannte Ort für darstellende Kunst jenseits des Mainstreams geworden ist, insbesondere für den künstlerischen Nachwuchs, kann ich vielleicht am besten am eigenen Beispiel veranschaulichen. Denn hier kamen wir Erstsemester der Bochumer Theaterwissenschaft in den nuller Jahren zum ersten Mal mit unbekannten Theatersprachen in Kontakt, die uns maßlos überforderten und unsere Sichtweisen auf das Theater grundlegend erschütterten: René Pollesch, Gob Squad, Monster Truck, um nur einige zu nennen. Darüber...