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Zwischen Schlosskatze und Hofhühnern
Das Schloss Bröllin in Vorpommern bietet Raum und Ruhe für künstlerische Forschung
von Erik Zielke
Erschienen in: Theater der Zeit: Miser Felix Austria – Martin Kušej über seinen Start am Burgtheater (09/2019)
In dem reichlich zersiedelten Flächenland Mecklenburg-Vorpommern findet sich eine erstaunliche Vielzahl von Theatern. Diese sind in jüngster Vergangenheit allesamt aus unerfreulichen Gründen in die Schlagzeilen geraten: Am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin hat der Generalintendant Lars Tietje nach zum Teil öffentlich ausgetragenen Machtkämpfen die Nichtverlängerung seines Vertrags bekannt gegeben. Das Volkstheater Rostock war zuvor zur Spielwiese für spätpubertäre Rangeleien in der kommunalen Politik geworden – mit dem Ergebnis, dass der engagierte Intendant Sewan Latchinian zum Aufgeben gezwungen wurde und der Ruf des Hauses nun dahin ist. Die drei Bühnen des Theaters Vorpommern sowie jene in Neubrandenburg und Neustrelitz können sich ihrer Existenz immer nur bis zum nächsten politischen Sparprogramm sicher sein. Eine Fusion über geografische Distanzen, die Theaterarbeit unmöglich macht, konnte nur mühevoll abgewendet werden. Künstlerisches Arbeiten findet hier stets nur der finanziellen Situation zum Trotz statt. Die erzählenswerte Geschichte des Theaters Anklam endet – so ist zumindest der Kenntnisstand des Autors – jäh im Jahr 1985.
Umso erstaunlicher, dass sich nahe der Kleinstadt Pasewalk in der vorpommersch-brandenburgisch-polnischen Grenzregion mit dem Schloss Bröllin ein kulturelles Zentrum für die Umgebung und durch dessen Residenzprogramm auch ein Anlaufpunkt für (internationale) Künstler herausgebildet hat. Was hier als Schloss bezeichnet wird, ist eigentlich ein mittelalterlicher Gutshof...