Dichter Nebel liegt über Bautzen. Ganze drei Tage lang sehe ich die Türme der Kirchen, von denen es hier sieben gibt, immer erst, wenn ich direkt vor ihnen stehe. Eine gute Gelegenheit für einen Schnellkurs in Stadtgeschichte per Computer? Doch Bautzen für Eilige, das entwickelt sich sofort zu einer langwierigen Recherche. Wer etwa denkt bei der Spree an Bautzen? Tatsächlich ist sie hier noch ein ziemlich schmales Rinnsal, aber man ist schließlich auch viel dichter an ihrer Quelle als in Berlin. Sollte das nicht ein Vorteil sein?
Bautzen scheint eine barocke Bürgerstadt, wenn auch in aller Zurückhaltung, die man hier für geboten hält. Doch es ist seltsam: Wikipedia bietet allein zu den beiden Stichworten „Bautzen“ und „Sorben“ insgesamt 47 DIN A4-Seiten, das ist mehr, als man dort zu Berlin findet. Und Michael Lorenz’ opulent-schöner Band „Bautzener Theater Geschichten“ wächst sich wie selbstverständlich zum umfangreichsten Text-Bild-Band aus, der je im Verlag Theater der Zeit erschien. Ja, in Bautzen nimmt man sich Zeit für seine Geschichte, immer sieht man sich im Fadenkreuz der weltpolitischen Großereignisse (Wallenstein, Napoleon!), um dann in den andernorts verfassten Chroniken doch wieder auf die hinteren Plätze verwiesen zu werden. Sachsen, das ist eben immer noch zuerst Leipzig, Dresden,...