Was mit Theater in politisch bewegten Zeiten
Erster Akt: Darstellende Kunst mit Lehrlingen
von Hanne Seitz
Erschienen in: Poesie, Heimat und Politik – Theater Willy Praml (05/2024)
Zwischen München und dem Wald in Hintertupfing
Ich wußte noch nicht und ich ahnte schon,
daß man kein Indianer bleiben kann,
wenn man mit Kunst etwas ausrichten will.
(Heiner Müller, 1978)
Der Metzgersohn aus Landshut, dessen Vater später auch das traditionsreiche, gleich neben dem Theater gelegene Gasthaus Bernlochner betreibt, kommt schon früh mit dem Theatervolk in Berührung. Doch erst das Klosterinternat und der Besuch eines musischen Gymnasiums in Oberbayern führen den elfjährigen Willy Praml zur Begegnung mit dem Abendland: Klavier- und Orgelspiel, geistliches Liedgut, Barocktheater und humanistische Bildung. Er spielt den Herodes in der Aufführung der neobarocken Textsuada Tür zur Gnade, die den Kindermord zu Bethlehem behandelt, begibt sich in Thornton Wilders Unsere kleine Stadt in die Welt des Kleinbürgertums, inszeniert als Siebzehnjähriger Hymnen an die Nacht von Novalis und kann sich nach dem Abitur ein Leben ohne Theater nicht vorstellen. Für die Aufnahmeprüfung an der Otto Falckenberg Schule in München bereitet er eine Szene aus Hamlet vor, wird angenommen, doch der Vater verweigert die damals noch unerlässliche Unterschrift. Der Sohn soll nicht Schauspieler, sondern Pfarrer werden und man einigt sich wohl, dass der Lehrerberuf erst einmal keine schlechte Basis ist. Praml studiert Germanistik, Geschichte und Geografie, doch das...