Selten hat ein Kunstwerk so wirkmächtig den öffentlichen Raum verändert. 2005 hatte es für fünf Monate die Skyline Berlins neu definiert. Die Rede ist von dem drei Stockwerke hohen Schriftzug ZWEIFEL – bestehend aus einer zehn Tonnen schweren Aluminiumkonstruktion, 900 Meter handgefertigten Neonröhren, gespeist von 99 Transformatoren –, den der norwegische Künstler Lars Ø Ramberg auf den ehemaligen Palast der Republik hatte montieren lassen, auf das Aushängeschild eines Staates, der nicht mehr existierte. Das Gebäude befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Rückbau – eine Sprengung war wegen Asbests nicht möglich. Es sollte Platz schaffen für die Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Berliner Stadtschlosses. Symbolträchtiger hätte sich der Kampf um die Erinnerung, die Deutungshoheit der Geschichte und mit ihr um die Identität Deutschlands nicht zeigen können. Ramberg erkannte diese Symbolkraft, nachdem er, 1998 einer Einladung als Artist in Residence ans Künstlerhaus Bethanien folgend, seinen Wohnsitz von Oslo nach Berlin verlegt hatte.
Die erregten Debatten über den Umgang mit der jüngsten Geschichte, denen Ramberg auf seinen Streifzügen durch Berlin begegnete, die Diskussionen über Straßenumbenennungen, die Plädoyers für oder gegen die Beseitigung von Monumenten einer erloschenen Macht, elektrisierten ihn. Ihm wurde allmählich bewusst, dass die Streitigkeiten um den Umgang mit dem...