Herr Schulz, Sie schicken „Nathan der Weise“ in der Regie des Dresdner Altmeisters Wolfgang Engel zum Sächsischen Theatertreffen nach Bautzen – nicht „Graf Öderland/Wir sind das Volk“ von Volker Lösch, das zuletzt bundesweit Aufsehen erregte als eine Inszenierung, mit der sich das heutige Dresden „lesen“ lässt. Warum?
Das ist in diesem Fall nicht zuletzt auch eine Entscheidung über die finanzielle und organisatorische Gastspielmachbarkeit gewesen. Unser Spielplan reagiert ja mit einer ganzen Reihe von Inszenierungen auf die dunklen sächsischen Verhältnisse. Da versuchen wir, von verschiedenen Ecken her das Licht der Aufklärung aufscheinen zu lassen. Diskutiert haben wir außer über „Öderland“ auch über „Morgenland“, eine Aufführung der Bürgerbühne mit arabischsprachigen Mitbürgern, und auch über „Unterwerfung“ nach Houellebecq. Der „Nathan“ ist es dann geworden, weil diese schöne, klare und suchende Inszenierung deutlich macht, wie ein Klassiker Reflexionsflächen für die Gegenwart bieten kann. Wichtig war uns zu zeigen, dass man sich zu der widersprüchlichen, zerrissenen politischen Realität im Freistaat verhalten kann.
Der modern interpretierte Klassiker war eine der Erfolgslinien Ihrer Intendanz. „Don Carlos“ mit Christian Friedel und Burghart Klaußner in der Regie von Roger Vontobel wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zuletzt sorgte auch der „Faust“ des schwedischen Regisseurs Linus Tunström für große Aufmerksamkeit.
Ja,...