Resümee
von Clemens Risi
Erschienen in: Recherchen 133: Oper in performance – Analysen zur Aufführungsdimension von Operninszenierungen (08/2017)
Wiederholung war eines der zentralen Themen, das mir in der Aufführung von Thomas Bischoffs Figaro-Inszenierung (Hannover 2002) begegnete. Alle Figuren schienen den „tollen Tag“ schon vor Beginn der auf der Bühne gezeigten Handlung hinter sich zu haben und alles noch einmal durchzuspielen. In ähnlicher Weise war auch meine Wahrnehmung von Sebastian Baumgartens Tannhäuser-Inszenierung (Bayreuth 2011) von der Frage der Wiederholung geprägt: Die Bewohner der Installation (Joep van Lieshout), in der die Inszenierung situiert war, hielten sich schon sehr lange in dieser sehr eigenen Welt, diesem geschlossenen System auf, und es schien, als würden sie Wagners Tannhäuser immer und immer wieder für sich selbst aufführen, als ihr Gründungsritual. Jeder auf der Bühne schien bereits zu wissen, was als Nächstes passieren würde. Ebenso vertraut war allen die Musik, und sie freuten sich häufig ganz explizit über einzelne musikalische Momente, wie etwa an der Stelle, an der die Ritter der Wartburg zur Musik des Finales des ersten Aufzugs zu schunkeln begannen, oder der Chor im zweiten Akt, wenn Biterolf seine bezwingende Melodie vorträgt.
Diese Laborsituation, in der ein wohlbekanntes Set von Ingredienzen immer wieder wiederholt wird, verdeutlicht einen zentralen Aspekt der gängigen Opern-Aufführungspraxis unserer Kultur, bei der immer und immer wieder...