Das Theater Arche in Wien (vormals Theater Brett) liegt in einer der zauberhaftesten Ecken Wiens, der Münzwardeingasse in Mariahilf, und ist eine dieser einzigartigen, lange wild gewachsenen Neighbourhood-Bühnen, die frei und ein wenig stur ihren Spielplan kreieren. Jakub Kavin hat den Standort nun von seinen Eltern Ludvik Kavin und der 2018 verstorbenen Nika Brettschneider übernommen und mit einem fabelhaften Stück im Februar unter neuem Namen eröffnet.
„Anstoß“ befasst sich mit den Abgründen des Sportbusiness. Ein an Theatern rares Thema, an das sich nach Einar Schleefs gewaltigen Chorszenen in Elfriede Jelineks „Sportstück“ 1998 keiner mehr so richtig rangetraut hat. Kavin, ein kämpferischer indes besonnener Theatermensch, hat für seinen riesigen Themenaufriss (das einzige Problem der Produktion) Tausende Seiten recherchiert und zu einem dreistündigen Stück verdichtet. „Anstoß“ erzählt vom Sport als kapitalistischer Maschine, von der Opferung des Körpers (Doping, Verletzungen, Diäten), vom tabuisierten psychischen Druck und den Depressionen der Einzelnen, von Rivalität und Homophobie.
Kavin führt unterschiedliche Stimmen zusammen, Sportler, Fans und Angehörige, Trainer und Bosse, Journalisten, Ärzte und Schiedsrichter. Auf der an zwei Seiten von Zuschauertribünen gesäumten Bühne agieren 13 Schauspielerinnen und Schauspieler in wechselnden Rollen. Sie tragen diverse Sportdressen: als die zum Attentat getriebene Eiskunstläuferin Tonya Harding oder als der alkoholkranke...