Wir streamen uns in den Frühling 2021. Inzwischen hat sogar das digital bisher nur auf Nebenschienen aktive Burgtheater Wien klein beigegeben und eine exklusive Online-Produktion auf die Beine gestellt. In „Die Maschine in mir (Version 1.0)“ fragt das irisch-britische Regieduo Dead Center (Ben Kidd und Bush Moukarzel) passenderweise nach dem konfliktreichen Ineinandergreifen von Mensch und Technik. Der Abend – man kann ihn so nennen, da er allabendlich live aus dem Kasino des Burgtheaters gestreamt wird – basiert auf dem Reportagebuch des irischen Autors und Journalisten Mark O’Connell, der sich unter anderem im Silicon Valley aus nächster Nähe Technologieunternehmen angesehen hat, die an der Optimierung des Menschen (bis hin zur Unsterblichkeit) arbeiten.
Dahinter steht die Denkrichtung des Transhumanismus, die an die Erweiterung des Menschseins durch technische Hilfsmittel glaubt und sie im Dienst des Fortschritts propagiert. Beispielsweise ließ sich der Softwareentwickler Tim Connor ein Gerät implantieren, das entsprechend seiner Körpertemperatur die Heizung ein- oder ausschaltet. Das an seinem Unterarm frisch zugenähte Viereck wirkt auf dem Foto via Bildschirm in Großaufnahme besonders horribel.
Transhumanismus ist ein brisantes Thema. Im fünfzigminütigen Solo von Michael Maertens, der als Autor O’Connell wie in einer Lecture in Erscheinung tritt, werden Transhumanismusfragen indes nur oberflächlich behandelt. Vielmehr benützt...