Einmal mussten sie, erzählt Jens-Erwin Siemssen, eine Vorstellung für eine Viertelstunde unterbrechen. Sie befanden sich direkt an der Hafenkante in Bremerhaven, als von Westen her ein imposantes Gewitter aufzog. Ein panischer Blick zum Himmel, dann ging Siemssen auf die, nun ja, Bühne und erzählte seinen verdutzten Schauspielern, die das Gewitter in ihrem Rücken nicht sehen konnten, dass die Vorstellung unterbrochen werden müsse.
Zum Glück stand gleich nebenan der Zug des Letzten Kleinods. Und kaum war der letzte Mensch darin verschwunden, ging ein Unwetter hernieder, als wäre das Ende der Welt gekommen. Ein anderes Mal wurde das Ensemble von einer Sommersturmflut überrascht, erinnert sich Siemssen. Der gebürtige Bremerhavener ist ein echter Norddeutscher, Humor: ultratrocken, so leicht bringt ihn nichts aus der Ruhe. Aber im Grunde habe es in den 23 oder 24 Jahren, die er jetzt Theater macht, sowieso nicht mehr als drei Vorstellungen gegeben, die unter- oder abgebrochen werden mussten. Was schon ein kleines Wunder ist, in Norddeutschland, wo Das Letzte Kleinod am häufigsten spielt – fast immer draußen.
Seit 1991 betreibt Jens-Erwin Siemssen Das Letzte Kleinod, inszeniert mit wechselnden Ensembles hauptsächlich dokumentarische Stücke. Bühnen, ganz normale Bühnen, interessieren ihn dabei nicht. Was ihn interessiert, sind Orte – und Geschichten,...