Die Spielzeit 2015/16 war ein ausgezeichneter Jahrgang. Unter Stanislas Nordey, Schauspieler, Regisseur, Theaterdozent und Intendant, vollzieht sich am Nationaltheater Straßburg (Théâtre national de Strasbourg, TNS) eine kopernikanische Revolution in Praxis und Zielstellung. Auf die in Frankreich üblichen pyramidalen Theaterstrukturen hat man verzichtet. Das Haus produziert sein Repertoire und gewinnt ein neues Publikum, indem es mit sechs assoziierten Regisseuren – drei Frauen und drei Männern – zehn Schauspieler/-innen sowie vier Autor/-innen zusammenarbeitet, um eine resolut zeitgenössische Spielzeit aufzustellen: ein Theater „der Worte und der Poesie“, das auf die Zeichen der Zeit hört und sie zu Gehör bringt.
Parallel dazu bietet das TNS einen „anderen Spielplan“ an, der sich an das „Nicht-Publikum“ (wie es vor einigen Jahren hieß) mit 40 kostenlosen Veranstaltungen wendet, bei denen die assoziierten Künstler freie Hand haben, es Autorenabende oder offene Workshops der Theaterschule des TNS gibt.
Die Liebe zum Theater und der Hass auf das Theater sind untrennbarere Bestandteile des Theaters. Seit seiner Entstehung hinterfragt es sich, als Aristophanes vor 2500 Jahren mit seinem Grundlagentext „Die Frösche“ die Debatte eröffnete. Euripides und Aischylos streiten im Hades heftig um die Meisterschaft in der Tragödie, und das ergibt eine urkomische Komödie, die vom Quaken eines Froschchors begleitet wird. Es...