Die politische Dimension von Kunst wird in den letzten Jahren wieder verstärkt im Anspruch auf direkte soziale Wirksamkeit verortet.1 Als Teil einer grassierenden Eventisierung des kulturellen Feldes ist zu beobachten, wie auch der zeitgenössische Artivismus2 – die Verbindung von Kunst und sozialer Aktion – seine Interventionsprogramme spektakulär in Szene setzt. Die lautstark artikulierte Bezugnahme auf konkrete gesellschaftliche Asymmetrien und Konflikte fungiert in diesem Kontext als Ausweis der eigenen künstlerischen Relevanz. Künstler:innen, die sich selbst proaktiv zu einer politischen Agenda des Widerstands relationieren, sind dabei mit einer sich verändernden medialen Aufmerksamkeitsökonomie konfrontiert, die auch im Bereich der »konfliktuellen Ästhetik«3 Beachtung und Popularität als Kriterien von Daseinsberechtigung ausweist. Massive öffentliche Sichtbarkeit erscheint in dieser Perspektive als notwendige Bedingung von Wirksamkeit. Neben die für Kunst konstitutive Auseinandersetzung mit Fragen der Form tritt damit die Notwendigkeit eines medialen Resonanzkalküls, das selbst wiederum Rückkopplungseffekte für das Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit nach sich zieht. Auf öffentlichen Impact abzielende politische Kunst sieht sich angesichts der »unerbittlich waltende[n] Logik«4 einer rasanten Aufmerksamkeitsverknappung zu einem Image- und Identifikationsmanagement aufgerufen, das mit Blick auf Offline- und Online-Öffentlichkeiten Wiedererkennbarkeit herstellen, Thematisierungsbereitschaft bündeln und Shareability garantieren soll.
Mit Philipp Ruch, Milo Rau und Friedrich von Borries werden...