Gunnar Decker kämpft an vielen Fronten. Ich nehme das Maiheft von Theater der Zeit zur Hand, dieser von einem wagemutigen Verleger, Harald Müller, 1993 neugegründeten Zeitschrift, und finde ihn fünffach vertreten, darunter mit einem Interview, das mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters über die Lage der deutschen Theater zu führen war – „Frau Grütters, greifen Sie ein!“ hat die Redaktion in großen Lettern auf den Umschlag des Heftes gesetzt. „Kultur“, fragt Decker, „ist nach Thomas Mann die Nobilitierung des Lebens. Das hat auch etwas mit dem Umgang von Menschen untereinander zu tun. Welche Vision hat man an der Spitze? Gibt es eine deutsche Leitkultur, gibt es ein europäisches Modell, oder müssen wir auf den Jünger’schen Weltstaat warten?“ Frau Grütters ist klug genug, sich statt einer Antwort mit dem Hinweis zu begnügen, sie habe gerade ihren 90. Besuch in Städten und Regionen Deutschlands gemacht und es seien beglückende Begegnungen gewesen: „Es gibt so viele Enthusiasten auch jenseits der Metropolen in der Fläche.“
Gunnar Decker ist ein Enthusiast in der Metropole, der keine Reise scheut, die ihn hinaus in das führt, was die Ministerin mit etwas eigenartigem Zungenschlag „die Fläche“ nennt. Versteht sich: Die kritischunmittelbar ins Geschehen eingreifende Arbeit ist nur eine Seite...