POLEN
Theater der Verführung, Theater der Verneinung
Erschienen in: Recherchen 61: Landvermessungen – Theaterlandschaften in Mittel- und Osteuropa (12/2008)
Assoziationen: Europa Dossier: Polen
Jan Klata, Maja Kleczewska, Michał Zadara und Michał Borczuch. Sie sind die am lautesten, am lebendigsten und widersprüchlichsten diskutierten Namen im polnischen Theater der letzten Jahre. Ihre Premieren bestimmen den Rhythmus des polnischen Theaterlebens. Obwohl sie in einem Atemzug genannt werden, sind sie weder in einer Generation noch durch ein gemeinsames Kunstprogramm miteinander verbunden. In ihrem Werk lassen sich zwar übereinstimmende Tendenzen finden, die sich jedoch anders thematisieren und unterschiedliche Formen annehmen. In der polnischen Kritik sind in den letzten Jahren mehrfach Versuche unternommen worden, diese neuen Erscheinungen einzuordnen, auf Gemeinsamkeiten hinzuweisen, künstlerische Tendenzen auszumachen. Nie waren diese Versuche zufriedenstellend. Statt von einer Gruppe wird daher von jedem Regisseur einzeln zu sprechen sein; nicht in einem übergreifenden Porträt des polnischen Theaters, sondern in einer Reihe von Porträts seiner Protagonisten.
Jan Klata hat das polnische Theater 2003 regelrecht gestürmt. Sein künstlerischer Entwurf war ausdrucksstark, kontrovers und originell. Allein seine Erscheinung elektrisierte: mit Irokesenschnitt, Militärjacke und Rosenkranz in der Tasche propagierte er lautstark seine Überzeugungen. Hinter dieser Maskerade verbirgt sich jedoch eine authentische politische und künstlerische Haltung, programmatisch engagiertes und kämpferisches Theater. Er kämpft für ein neues Publikum, für den schwachen Teil der Gesellschaft, um das Recht des Theaters auf Öffentlichkeit und...