Was macht das Theater?
Regisseur Dušan David Pařízek im Gespräch mit dem Dramaturgen Roland Koberg
von Roland Koberg
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Tschechien (09/2018)
In den 14 Jahren seines Bestehens hat das von dir 1998 begründete Prager Kammertheater die tschechische Theaterszene maßgeblich beeinflusst, manche sagen sogar: geprägt. Würdest du – im Rückblick – das Kammertheater als Projekt für einen Paradigmenwechsel am Theater in Tschechien betrachten?
Für das, was du einen Paradigmenwechsel nennst, war schlicht die Zeit gekommen. Auf einen jungen Menschen wirkte es, als wüssten die Schauspielhäuser in Prag, die im November 1989 noch wichtige Foren und Orte des Widerstands waren, nichts mit der neu gewonnenen Freiheit anzufangen, ausgenommen das Theater am Geländer. Unser Glück als Studierende der Akademie war, dass wir 1997 gleich die erste Arbeit dort herausbringen konnten: Schwabs „Präsidentinnen“. Unser Bühnenbild war ein Käfig aus Gitter für Karnickelställe. Meine Kommilitoninnen Anna, Marika und Adéla wollten da nichts wie raus, doch diese Energie war verbindlich und befreiend zugleich. So entstand das Ensemble des Prager Kammertheaters.
Man hatte bei eurer Gruppe, die 2002 als feste Spielstätte das Divadlo Komedie zugesprochen bekam, bald einen Stil vor Augen, die Reduktion der eingesetzten Mittel …
Ja, wenige Lichtquellen, definierte, bewusst eingesetzte Schattenwürfe und auf der Bühne viel unbehandeltes Holz und Werkstoffe, die nicht vorgaben, etwas anderes zu sein als das, was sie waren. Wobei ich gestehen...