Frau Honigmann, wie ist Ihr Stück „Die Schöpfung“ entstanden? Beschrieben wurde es in Kritiken als eine Art Nachspiel zu Ihrem poetischen Wurf „Der Schneider von Ulm“, dieser Geschichte eines tragischen Ikarus.
Ich habe nach meinem Studium einige Jahre als Dramaturgin am Theater gearbeitet und mich auch als Regisseurin versucht. Das hat zwar ganz gut funktioniert, aber ich merkte doch bald: Das ist nicht meine Welt. Am Theater hat mich vor allem das Literarische interessiert, in die Praxis gehörte ich nicht. Die allerersten Texte, die ich überhaupt geschrieben habe, waren also Theaterstücke in der Folge meines Abschieds. Mein Debüt war ein Märchen nach den Grimms, „Das singende springende Löweneckerchen“, danach kamen „Der Schneider von Ulm, „Die Schöpfung“ und „Don Juan“. Einakter, jedenfalls keine epischen Theaterstücke. Das war ein Schreiben aus einem Schwung. Die Stücke sind nicht chronologisch miteinander verknüpft.
In beiden Stücken – „Der Schneider von Ulm“ und „Die Schöpfung“ – gibt es das Motiv einer Frau, die sich mit ihrem Kind zurückzieht und vor dem feindlichen Draußen verbirgt. Was hat Sie so in den Bann gezogen an dieser völligen Weltabgewandtheit?
Die Stücke sind ja unter DDR-Umständen entstanden, ich habe sie als Abwehr gegen einen bestimmten sozialistischen Realismus empfunden, überhaupt gegen...