Theater der Zeit

Heine – Wacht auf und erzählt seinem Freund Karl Marx wie er im Traum in einem Kahn die Kurt-Schumacher-Straße rauf und runter fuhr. Stationen eines Traumas

von Theater Willy Praml

Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)

Ziel des Projekts

Mit Heinrich Heine im Gepäck, dem deutschen und jüdischen Dichter und Schriftsteller von europäischem Rang, dem Romantiker und Gegner der Romantik in einem, machen wir, das Theater Willy Praml, uns auf den Weg, Stadtgeschichte wandernd zu erforschen. Dazu wollen wir ein ungewöhnliches Stadtareal nutzen, mit den Mitteln des Theaters in den Gedächtnisraum der christlich-jüdischen Vergangenheit der Stadt eindringen, den Blick auf eine unter dem Asphalt der Großstadt begrabenen Geschichte lenken und einen verschwundenen Ort von historischer Dimension – wenigstens im Denken – neu erfinden. Die archäologische Aura und reale Erinnerungskulisse der Relikte der ehemaligen Frankfurter Judengasse und der einschlägigen Straßen und Plätze um das Museum Judengasse herum, bieten eine unvergleichliche Voraussetzung für die theatrale Umsetzung der Heine’schen Textfragmente. Dies alles, das Ambiente eines in dreihundert Jahren sich ständig verändernden und rasant überlagernden Stadtareals gilt es, im Sinne der Heine’schen Rekonstruktions- und Erinnerungstechniken zu nutzen und an die heutige Bevölkerung weiter zu vermitteln. An jedem dieser Orte vollzieht sich einer der Monologe/Dialoge/Chöre unserer Inszenierung, lösen die Bilder einander ab, verweisen auf die nächste Schicht von zu erinnernder Geschichte, während das heutige Leben der Großstadt vom theatralen Geschehen des Abends keine Kenntnis nimmt, aber den Blick des Beobachtenden schärft....

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