Schwarze SS-Schergen, so ließen erschreckte Augenzeugen-Berichte erwarten, würden in der Wartburg à la Karinhall finster Wache halten, despotische Thüringer Adelige sich ausgerechnet bei der Jagd von erschöpften Knechten durch den Wald tragen lassen, eine zum krepierenden Beckett-Geschöpf er-niedrigte Elisabeth würde verzweifelt auf der Erde herumrobben und ein hell-äugiger Arbeiter- und Bauern-Chor am Ende mit freier Schillerkragenbrust zu alledem seinen Erlösungssenf geben.[1]
Diese gedrängte Zusammenfassung von Götz Friedrichs Tannhäuser machte mich in den späten siebziger Jahren neugierig, gerade weil Joachim Kaiser die Inszenierung für „germanisch-geschmacklos“ und „besserwisserisch-verschwitzt“ hielt. 1978, in ihrem letzten Jahr, wurde sie als erste Bayreuther Inszenierung verfilmt und im Kino gezeigt. Dort sah ich die skandalumwitterte Aufführung und war enttäuscht.[2]
Ich hatte in jugendlichem Leichtsinn eine aufregende Provokation erwartet und nie gesehene Bilder wie in Friedrichs Münchner Fidelio (1978) in Erich Wonders Bühnenbild. Es war nur eine konventionell erzählte Tannhäuser-Aufführung. Und heute ist der überlieferte „Orkan wütender Missbilligung“ vom Abend des 21. Juli 1972 noch unverständlicher, dessen Stärke nach Wolfgang Wagners Erinnerung „in dem an Buh und Pfiffe gewohnten Haus auch eine Art Premiere bedeutete“.[3] Der Sturm gefährdete eine Nacht lang die staatlichen Subventionen für die Bayreuther Festspiele, weil der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel und...