Theater der Zeit

Editorial

Erschienen in: ixypsilonzett: Theater mit Kindern (10/2016)

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„Wir bleiben wach!“ Mit „wir“ sind jene Kinder gemeint, die Theater spielen und „wach“ will bedeuten: aufmerksam sein, ausgeschlafen zu leben, sensibel wahrzunehmen. Das alles mag dem roten Faden dienen, der ein Ereignis zusammen denkt, das in diesem Oktober zum siebten Mal stattfindet: Das Deutsche Kinder-Theater-Fest, das Festival des Theaters mit Kindern. Vom 12. bis 15.10. am Theater der jungen Welt in Leipzig, dem ältesten Kinder- und Jugendtheater in unserem Lande, das 2016 sein 70-jähriges Jubiläum feiert.

Auf der Bühne: Kinder! Im Zuschauerraum: Kinder! Das ist etwas ganz Besonderes. Denn dahinter stehen die Künstler des Kindertheaters, Profis in Autorenschaft und Regie, in Dramaturgie und Theaterpädagogik, in Kostümen und Bühnenbild, in Musik und Bildender Kunst. Theater mit Kindern ist die eine Seite der Medaille im Theater für Kinder. Spielclubs ermöglichen das Theaterspiel von Anfang an; als Entdeckung der Ausdrucksmöglichkeiten der Darstellenden Künste. „In Amateurtheaterensembles spielen Kinder häufig in generationsübergreifenden Theaterproduktionen und engagieren sich dabei gemeinsam mit den ehrenamtlich tätigen Erwachsenen“, heißt es zudem in einem Positionspapier der Träger von Festival und Fachtagung aus gegebenem Anlass und zur Diskussion im Rahmen eines jugend-, bildungs- und kulturpolitischen Kamingesprächs anlässlich der Eröffnung. Denn es geht zwar einerseits um die Kunst, um Teilhabe und Teilnahme, um kulturelle Bildung, aber andererseits auch um die Weiterentwicklung des Theaters mit Kindern und um jene Infrastruktur, die beste Voraussetzung schafft, Qualität zu sichern.

Dazu braucht es gut ausgestattete Kinder- und Jugendtheater, dazu braucht es gut ausgebildete Theatermacher, dazu braucht es Räume, Zeit und Ausstattung. Und außerdem braucht es Studien zur Ästhetik des Theaters der Kinder, zu methodisch-didaktischen Aspekten, zu den Gelingensbedingungen und zu den Wirkungsmechanismen. Es braucht vor allem eine Verankerung in den Kindertagesstätten und Grundschulen. Theaterspiel muss endlich Schulfach werden, auch von der ersten bis zur vierten oder sechsten Klasse – und selbstverständlich davor und danach. Das heißt: Es braucht ein Curriculum für Theaterspiel, es braucht Theaterprojekte und es braucht die Zusammenarbeit zwischen Grundschulen, Kinder- und Jugendtheatern und Theaterspielclubs. Und das wiederum braucht Theaterlehrer und Spielleiter, die das grundständig studiert haben.

Da ist noch viel zu tun in den Ländern. Und deshalb gibt es das Deutsche Kinder-Theater-Fest. Ein Festival, das durch die Republik zieht und zeigt, was geht; und diskutiert, was sein soll; und sich positioniert, wie das alles in der Politik zu einer Theaterlandschaft zusammenwachsen könnte. Und deshalb gibt es auch die Ständige Konferenz „Kinder spielen Theater“, mit dem Bund Deutscher Amateurtheater, dem Bundesverband Theaterpädagogik, dem Bundesverband Theater und Schule, der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, dem Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater, die in diesem Jahr die Fachtagung ausrichtet, sowie der ASSITEJ, die für das Festival in der sächsischen Kulturmetropole verantwortlich zeichnet.

Und deshalb gibt es in diesem Heft des Kinderund Jugendtheater-Magazins IXYPSILONZETT einen Schwerpunkt mit Beiträgen, die sich allesamt wie ein einziges Plädoyer für das Theater mit Kindern lesen.

Wolfgang Schneider

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