Zukunft. Längst kein utopischer Verheißungsraum mehr. Die von der Utopie hinterlassene Leerstelle füllt sich zunehmend mit Ungewissheit, die uns zwingt, über die eigene Lebensspanne hinauszudenken. Seit September 2013 befragen wir in unserer Reihe „Zurück in die Zukunft“ maßgebende Künstler und Theoretiker, wie sich ihrer Meinung nach das Theater angesichts des unberechenbaren Bedrohungszusammenhangs verhalten kann und welche ästhetischen und politischen Konsequenzen sich daraus ergeben. Bisher sprach Frank Raddatz mit Romeo Castellucci, Peter Stein, Harald Welzer und Helmut Schäfer.
Herr Rigola, das Theater unterhält immer eine exklusive Beziehung zur Gegenwart. Sie ist flüchtig und lässt das Theater schneller altern als andere Künste. Daneben ist das Theater traditionell auch immer eingebettet in die Zeit, in Vergangenheit und Zukunft.
Wir können sagen: Theater ist ein Spiegel in der Zeit. Aber was zeigt es uns? Ein absurdes Theater mit einer Kette unendlicher Wiederholungen? Nein. Das Theater zeigt uns in erster Linie Formen. Formen, die sich permanent verändern und erneuern. In diesen Formen zeigt sich uns unsere Zeit. Wenn wir diese Formen analysieren, verstehen wir möglicherweise unsere Zeit etwas besser.
Es war die Überzeugung von Brecht und anderen, dass nicht der Inhalt, sondern die Form eigentlich das Politische transportiert.
Seit 2010 leite ich die Biennale in...