Alfred Jarry war einer, „der auf der Straße der Sätze aus allen Worten eine Kreuzung mach- te“. Der französische Schriftsteller, passionierte Radfahrer und unerschöpfliche Optimist war eine Figur mit sagenhaftem Einfallsreichtum, die selbst der Fantasie entsprungen scheint. Alastair Brotchie erzählt in der 2011 in den USA erschienenen und nun ins Deutsche übersetzten Biografie „Alfred Jarry. Ein pataphysisches Leben“ schleifenförmig das Leben dieses avantgardistischen Künstlers und legt dabei die Geschichte und Atmosphäre einer ganzen Epoche dar, die manche Belle Époque, andere Fin de Siècle nennen. Bereits in der Schulzeit schuf Jarry als Karikatur eines unbeliebten Lehrers seine berühmteste Figur: König Ubu, Antiheld und symbolische Verkörperung all dessen, was grotesk ist in der Welt. Das Stück, das heute als erstes modernes Drama gilt, wurde im privaten Marionettentheater erstaufgeführt und kam später auf die Bühne des Pariser Théâtre de l’Œuvre, als Jarry bereits Eintritt in die literarischen Salons und Redaktionen von Mercure de France und La Revue blanche gefunden hatte. Dass Jarry zuweilen in der Ubu-Sprache, dem Pluralis Majestatis, sprach, brachte ihm Prominentenstatus in literarischen Kreisen ein und führte zu einem regelrechten Ubu-Kult. Immer noch stellt das Stück seine anderen Werke in den Schatten. Doch Jarry war auch Kritiker, Romancier, Librettist, Herausgeber zweier...