Das Konzert Theater Bern lädt ein zur Uraufführung von Christian Krachts Roman „Die Toten“. Der Autor wurde mit „Faserland“ in den späten Neunzigern berühmt und mit seinem 2012 erschienenen „Imperium“-Roman endgültig zu einem bedeutenden Gegenwartsautor ausgerufen, der sich auch gerne vom ARD-Literaturerklärer Denis Scheck in den Hollywood Hills fernsehinterviewen lässt. Für den Berner Abend ist darüber hinaus noch von Interesse, dass Kracht im Jahr 2000 unter dem Titel „Der gelbe Bleistift“ eine Sammlung mit, sagen wir: dandyhaften, Reiseberichten aus Japan herausgab, in der sich auch ein Text mit dem Titel „Lob des Schattens“ findet, der sich auf den gleichnamigen Essay von Tanizaki Jun’ichiro bezieht. Dabei handelt es sich um den maßgeblichen Essay der japanischen Ästhetik, der sich mit den Wurzeln fernöstlicher Schönheit wie mit deren bevorstehendem Ende durch den kosmopolitischen Hegemonismus des Westens auseinandersetzt.
Wirkten diese frühen Texte noch wie Fingerübungen in der Annäherung an japanische Eigenheiten, so ist „Die Toten“ tief geprägt von japanischer Kultur, ja setzt sogar profunde Kenntnisse japanischer Begriffe voraus, etwa wenn der Roman mit einem Seppuku, einem ritualisierten Selbstmord mittels eines Dolchs, beginnt. Der Roman spielt um 1933 auf zwei Kontinenten. In Europa, genauer: Berlin, versucht der Schweizer Filmregisseur Emil Nägeli, motiviert von einem gewissen...