Als Valery Tscheplanowa 2007 mit den ersten Sätzen der Ophelia aus Heiner Müllers „Hamletmaschine“ in der Regie von Dimiter Gotscheff auf die Bühne des Deutschen Theaters Berlin trat, war dies wie eine Explosion. „Ich bin Ophelia. Die der Fluß nicht behalten hat. Die Frau am Strick Die Frau mit den aufgeschnittenen Pulsadern.“ Seitdem sind 13 Jahre vergangen, in denen Valery Tscheplanowa wie ein Irrlicht durch die Stadttheater zog und längst auch ihren Weg zum Film gefunden hat. Der soeben im Verlag Theater der Zeit erschienene Gesprächsband „backstage TSCHEPLANOWA“ schildert die Reise einer eigenwilligen Schauspielerin, die 1980 im sowjetischen Kasan beginnt, den Leser durch die Wirren des Systemumbruchs in ein einsames norddeutsches Dorf führt, von russischen Schamanen, hilflosen Intendanten und palästinensischen Macho-Frauen erzählt und mit ihrer Theaterarbeit mit Dimiter Gotscheff und Frank Castorf noch lange nicht endet. Die vorliegende Passage ist ein kurzer Ausschnitt davon. Das Gespräch wurde im Sommer 2019 geführt.
Valery Tscheplanowa, Sie kommen gerade aus Salzburg, wo Sie bei den Festspielen im diesjährigen Jedermann die Buhlschaft spielen. Hugo von Hofmannsthal sagte vor einhundert Jahren über diese Stadt: Das mittlere Europa habe keinen schöneren Raum. Der ewige Salzburg-Hasser Thomas Bernhard hingegen sprach von einer perfiden Fassade, derer man so...