Der Dichter Uwe Kolbe hat ein Buch über Bertolt Brecht geschrieben. Zumindest dem Titel nach, unprätentiös und einfach heißt es „Brecht“. Auch das Titelbild, kurzes Haar, runde Brille, den Blick auf ein Papier gerichtet – unzweifelhaft Brecht. Der interessierte Leser schlägt das Buch auf, beginnt zu lesen – und stellt nach einer Weile erstaunt fest, dass man über Brecht sehr wenig erfährt, um nicht zu sagen: nichts. Über Herrn Kolbe und seine Weltsicht ist allerdings eine Menge zu erfahren. Es handelt sich, bedauerlicherweise, bei diesem Buch um einen Grenzfall, den man schwerlich noch literarisch behandeln kann, es nötigt schon zur psychologischen Spekulation. Denn eine solch niederträchtige Beschimpfung, eine derart, auch sprachlich, grauenerregende denunziatorische Behandlung des gewählten Gegenstandes macht es sehr schwierig, an der Sache zu argumentieren, wo diese soeben mit allen Mitteln erledigt wird – weil hier einer mit seiner Vergangenheit abrechnet, Tabula rasa machen möchte.
An ein paar Beispielen lässt sich zeigen, wie der Autor verfährt. So schreibt er, alles an Brecht sei „grau“, „dieses billige Grau“, wie „das Grau eines grauen und oft grauenhaften Staates“, das „Grau kontaminierte sein Werk, seine auf dem Nachttisch drapierten Kriminalromane, sein Grab, ja sogar sein berühmtes Grab“. Diese Passage ist sprachlich verräterisch....