Musizierendes Berlin
Helmut Roloff
Erschienen in: Theater der Zeit: Surrealismus und was man dafür hält (12/1946)
Assoziationen: Musiktheater Berlin
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Zur Musik bin ich erst auf Umwegen gekommen. Zunächst studierte ich an der Universität, und in Leipzig war es, wo ich durch Robert Teichmüller die ersten tiefergehenden klavieristischen Anregungen empfing. 1935 bezog ich dann die Hochschule für Musik in Berlin und wurde Schüler von Richard Rößler. 1938 legte ich die Reifeprüfung ab, und von 1939 ab arbeitete ich mit Wladimir Horbowski. Seit dieser Zeit trat ich in der Öffentlichkeit auf. Weil ich stets besonderes Interesse für die moderne Musik hatte, spielte ich in fast jedem meiner Klavierabende auch zeitgenössische Werke, wobei ich die Erfahrung machte, daß das Publikum für interessante neue Kompositionen, wenn sie in richtiger ‚Dosis' gereicht werden, sehr aufgeschlossen war. Seit der Wiedereröffnung der Berliner Hochschule für Musik unterrichte ich dort an einer Klavierausbildungsklasse, und als wichtigstes Prinzip meiner Arbeit möchte ich es bezeichnen, in den Schülern die Überzeugung zu wecken, daß eine künstlerische Leistung nur durch genauestes und - wenn man so will - entsagungsvolles Arbeiten geschaffen werden kann.