Als ein britisch-chinesisches Kind, das in den 1980er- und 1990er-Jahren in Großbritannien aufwuchs, sah ich auf der Bühne nie ost-asiatische Charaktere, die von Menschen gespielt wurden, die wie ich aussahen. Oft wurden sie von Puppen dargestellt, die von weißen Puppenspieler*innen animiert wurden, oder seltener durch weiße geschminkte Schauspieler*innen. Solange ich mich erinnern kann, war ich von den verzerrten Konstruktionen meiner Identität umgeben, denen rassifizierte Menschen so häufig von den Produktionen der Mainstream-Kultur ausgesetzt sind.
Dorinne Kondo (2018)2 stellt die These auf, dass Theater ein zentraler Ort für die Konstruktion, Reproduktion und Entschlüsselung von rassistischen Ideologien ist, weil es die Möglichkeit bietet, „Rasse“ sowohl zu erschaffen als auch aufzuheben. Ich behaupte, dass insbesondere das Puppenspiel dank seiner notwendigen Prozesse der Konstruktion und der Manipulation von Material, besondere, einzigartige Möglichkeiten bietet, soziale Konstruktionen von Identität infrage zu stellen und zu durchbrechen. Gerade weil sein ästhetisches Vokabular auf Übertreibungen fußt und weil es Objekte verwendet um Menschen darzustellen, argumentiere ich, dass Puppenspiel gleichzeitig spezielle Möglichkeiten für die Reproduktion und Wiedereinschreibung von Rassen-Stereotypen und hegemonialen Rasse-Ideologien bietet.
Wenn das der Fall ist, dann gibt es eine klare Notwendigkeit sich intensiver mit der „Rassenpolitik“ des Puppenspiels auseinanderzusetzen, etwas, das bis vor kurzem nur wenig...