Werner Fritsch, nach der Uraufführung beim Faust-Festival 2018 in München erlebt Ihr Film „Faust Sonnengesang III“ am 4. Oktober in der Brotfabrik jetzt seine Berlin-Premiere. Es handelt sich dabei um den dritten Teil einer groß angelegten Arbeit, der den Blick nun nach Amerika richtet, sodass allmählich, nach der Ouvertüre und dem Teil über Europa, eine Kartografie des Faust-Projekts erkennbar wird. Wie kam es zu dieser Konzeption?
Ich denke dabei – ausgehend vom deutschen „Faust“-Stoff – an das Öffnen einer Faust mit ihren fünf Fingern zu fünf Kontinenten hin. Jeder Finger ist in gewisser Weise Empfänger und auch Sender. Das Empfangen und Senden findet in fünf verschiedenen Medien statt: als Filmgedicht, als Hörgedicht, Teile als Theateraufführung, demnächst als Langgedicht in Buchform und am Ende auch als multimediale Installation.
Was verstehen Sie unter einem Filmgedicht?
Es gibt da durchaus prominente Vorgänger, etwa die cinepoems als experimenteller Film, allerdings ist bei diesen die Sprache nie so präsent wie in meiner Arbeit. Stan Brakhages „Dog Star Man“ zum Beispiel kommt ja sogar ganz ohne Worte und Musik aus, wobei er den Film selbst als Ausdruck dieser anderen beiden Gattungen betrachtet. Ich setze dagegen einen starken Akzent auf die Tonspur mit Musik, Soundeffekten und meinen...