Wieder und immer wieder werfen sich Polyneikes (Jonas Schlagowsky) und Eteokles (Erik Born) in den Lehm, der sich zunächst in einer metallenen Fassung auf der Vorbühne befindet. Man ahnt schon, dass das nicht so bleiben wird. Die Körper der beiden erheben sich, fallen wie von Schüssen getroffen spektakulär in die braune Masse. Es spritzt in alle Richtungen, klebt an den Kleidern, der Haut, in den Haaren, im Gesicht. Hier geht es nicht nur um die beiden Brüder, die sich im Streit um die Herrschaft gegenseitig erschlugen, es geht um den Krieg als solches. Dementsprechend wird Sophokles’ „Antigone“ in der Übersetzung von Walter Jens hier verwoben mit Alfred Döblins „November 1918. Eine deutsche Revolution“. In dessen viertem Band „Karl und Rosa“, benannt nach den führenden deutschen Kommunisten Luxemburg und Liebknecht, ermordet von Reaktionären im Zusammenspiel mit Sozialdemokraten, wird auch über Antigone diskutiert. Und Alice Buddeberg, die diese „Antigone“ am Deutschen Nationaltheater in Weimar inszeniert hat, brachte „Karl und Rosa“ vor drei Jahren am Theater Bonn auf die Bühne. Die Verbindung von Sophokles und Döblin trägt allerdings nur bedingt. Während sich die beiden Schauspieler im Matsch suhlen, entsteht Unruhe im Publikum. Leicht irritiertes Lachen, ein „Es reicht!“ aus der fünften Reihe, während...