Wo, bitte, ist das Bühnenbild? Es ist unterwegs. Der Paketbote bringt es, quittiert wird elektronisch. „Gibt es hier Starkstrom?“ Das Bühnenbild muss aufgeblasen werden. Es ist eine die ganze Bühne füllende Luftmatratze, irgendwie auch ein Trampolin. Es wird Anton Tschechows „Drei Schwestern“ und die sie verehrenden Offiziere in die Luft katapultieren, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. So komplett anders ist dieses Setting, so weit entfernt von einem gewohnten Tschechow-Bild wie der Mond von der Erde. So, dass man sich befremdet fragt: Kann man das machen? Warum ist das hier so verzweifelt lustig? Wo ist die Melancholie, der glasige, in eine vage Zukunft gerichtete Blick, in eine Zukunft, in der alle glücklich sein werden – so in zwei- oder dreihundert Jahren?
Der Blick der Regisseurin Pınar Karabulut am Schauspiel Köln auf Tschechow ist ganz gewiss nicht jedermanns Sache. So wenig wie das aufblasbare Bühnenbild von Bettina Pommer, das nach hinten durch eine große LED-Wand ergänzt wird, auf der sich Begriffe, Parolen abbilden und am Schluss der Systemfehler 404, Adressat unbekannt. So wenig auch wie die bonbonfarbenen Daunenkostüme, mit denen die Schwestern sich gegen die winterliche Kälte schützen. Olga, die Älteste (Susanne Wolff), steckt gar in einem grotesken Obelix-Outfit: Wenn sie...