Puppentheater sei eine „magische Kunst“. Das hört man immer wieder, wenn Menschen, die sich zum professionellen Spielen mit Objekten und Puppen entschlossen haben, sich über die Reize ihres Metiers äußern. Da geht es dann um das Staunen, dass profane Dinge wie Streichhölzer plötzlich belebt, ja mit Seele versehen werden können und die „emotionalen Maschinen“, die wir Menschenwesen ja sind, tief zu berühren vermögen. Analytischere Geister, wie etwa die russische Puppenspielregisseurin und Theaterwissenschaftlerin Anna Ivanova-Brashinskaya, kehren die spirituellanimistischen Grundlagen der Handpuppe heraus, die, mit dem Körper des Puppenspielers direkt verbunden, eher archaische Sachverhalte zu „performen“ imstande ist und damit auch die Verbindung des Menschen zu einer voraufgeklärten Götter-, Geister- und Gefühlswelt aufrechterhält. Beim Symposium Aufbruch, das im Rahmen des Internationalen Figurentheaterfestivals Blickwechsel in Magdeburg stattfand, konnte man sich auch vom Puppenspieldozenten der Ernst-Busch-Hochschule, Markus Joss, hinreißen lassen, als er die Marionette mit all ihren Fäden als ein Netzwerk bezeichnete, an dem eben nicht nur ein Spieler hängen und die Marionette bewegen kann, sondern viele, die, mit Fäden und Marionette verbunden, sich in ein neues, vielköpfiges und vielstimmiges System verwandeln können. Eine neue Ästhetik deutete sich hier an. Und auch die Forderung von Ivanova-Brashinskaya, die Positionen von Spielern und Puppen einmal zu...