Herr Brenner, Sie beenden zur Spielzeit 2022/23 vorfristig Ihre Intendanz am Neuen Theater Halle – mit einer bemerkenswerten Begründung: „Ich bin 64“, erklärten Sie in einem Interview mit dem MDR, „und auch ich habe damals die 64-Jährigen angebrüllt: ,Wann sind wir denn mal dran?‘“ Woran genau haben Sie gemerkt, dass es Zeit ist beiseitezutreten?
Als ich jung war, habe ich immer gesagt: Falls ich jemals in eine entsprechende Position an einem Theater käme, würde ich auf der Seite derer stehen, die verändern wollen. In letzter Zeit gab es nun so viele Umstände, die Veränderungen nahelegen – die Flüchtlingswelle, die #MeToo-Debatte und, und, und –, dass ich immer deutlicher herausgerochen habe: Hier gehören Diversität und Aufbruch hinein! Es ging eine spürbare atmosphärische Verunsicherung durchs Haus, auch durch mich selbst. Da wurde mir klar, dass ich nicht die ganze Zeit die große Klappe haben kann, wie toll mein Theater und wie toll das Ensemble ist.
Können Sie das konkretisieren?
Die Unzufriedenheiten in mir und sicherlich auch im Ensemble nahmen zu – in aller Zugewandtheit: Es gab niemanden, der mich herausdrängen wollte. Gleichzeitig merkte ich, wie ich gegenüber unwirtlichen Situationen duldsamer wurde, und dachte: Ich möchte nicht mit dem Job alt werden, sondern...