Zu Beginn des Jahres 2017 konnte, wer wollte, in den Berliner Sophiensaelen an einem „Social Bootcamp“ der Künstlergruppe Social Muscle Club teilnehmen. Die aus „einem privaten Happening“ entstandene Veranstaltung bot laut Eigenwerbung „zahlreiche Übungseinheiten für die sozialen Muskeln wie Geben und Nehmen, Einsatz und Engagement, Offenheit und Authentizität“. Die Besucher sitzen mit Fremden am Tisch, man notiert auf Zetteln, was man sich von den anderen wünscht und was man im Gegenzug zu bieten hat, ein Lied zum Beispiel, eine Massage, ein Gespräch über das Glück oder einen gemeinsamen Spaziergang. In einer anderen „Übungseinheit“ sitzt man mit verbundenen Augen am Tisch und erzählt einander seine Träume. Oder man erlebt, was eine Reporterin des Regionalsenders RBB in einem Bericht über die Veranstaltung im Vollbesitz des gängigen Renommiervokabulars eine „Kochperformance“ nennt. Um was es an diesem Abend in einem Off-Theater geht, erklärt eine der Veranstalterinnen, die Schauspielerin Rahel Savoldelli, so: „Das Leben ist ein ongoing Fitnesscenter“, in dem „wir die ganze Zeit trainieren sollen“.
Dieser Aufruf zur Selbstoptimierung ist selbstverständlich rundum positiv und nicht etwa kritisch gemeint. Wer einen Abend lang in den Sophiensaelen gegessen, sich über Geben und Nehmen unterhalten und an Harmlosigkeit schwer unterbietbare Wünsche notiert hat, durfte damit, so das...